Der Beitrag des Kunstbunkers zur Blauen Nacht 2003 sind die Phantom Tales – drei „Diavorträge“ des chinesischen Künstlers Feng Mengbo, geb. 1966, wohnhaft in Peking.
Während seiner Kindheit und Jugend war die kommunistische Kulturrevolution auf ihrem Höhepunkt. Für die Phantom Tales ließ er sich durch Geschichten und Unterhaltungsformen inspirieren, die er aus seiner Kindheit kennt. Jede dieser drei Animationen basiert auf einem Buch:
One Silver Dollar basiert auf einem gleichnamigen Bilderbuch, herausgegeben vom Politbüro der Einheit 1505 der chinesischen Volksbefreiungsarmee, verlegt von Peoples Art Publishing House, 1972
The Bloody History of The Three Stones basiert auf dem Bilderbuch mit dem gleichen Titel, herausgegeben vom Three Stones Historymuseum des Tianjin Hongquiao-Distrikts
The Technology of Slide Shows basiert auf einem Buch mit dem Titel „Wie man Diavorträge macht und präsentiert“, zusammengestellt vom Politbüro der Shenyangtruppe der Volksbefreiungsarmee, herausgegeben vom Chinese Film Publishing House, 1982.
Dies ist im Prinzip ein technisches Handbuch, das verschiedene Techniken erklärt, wie man mit allgemein erhältlichen und auch finanziell günstigen Technologien Animationseffekte für Diapräsentationen erzielen kann. Die im Buch verwendeten Bilder sind als Beispiele gedacht.
Feng Mengbo´s Projekt ist auch im Internet zu sehen. Es wurde in Auftrag gegeben von der Dia Art Foundation in New York. Die Installation von Phantom Tales im Kunstbunker, Nürnberg verbindet den virtuellen Raum des World Wide Web buchstäblich mit der körperlichen Welt von Kunstwerken in öffentlichen Einrichtungen wie dem Kunstbunker. Die Installation von Phantom Tales im Kunstbunker thematisiert Fragen zum öffentlichen Raum in Zeiten des World Wide Web.
Die meisten Kunstbunkerbesucher der Blauen Nacht werden die Phantom Tales noch nicht vom Internet kennen und sie das erste mal in der Atmosphäre des Kunstbunkers erleben. Obwohl Mengbo angibt daß es ihm nicht um politische Kritik geht, kommt man nicht drum herum die kulturhistorischen Inhalte dieser Zeit in China politisch zu sehen. Die Frage stellt sich, was bedeuten solche mythologische auf den ersten Blick eigenartige Popinhalte von Krieg und Befreiung wie sie in den Phantom Tales erscheinen, wenn wir sie sowohl zu unserem Bild von der Kulturrevolution in China wie auch zu unserer eigenen Gegenwart und Erinnerung in Beziehung setzen.
Kuratiert von Hermann Gabler und Wolfgang Obermair